Der Chiemgauer Baumeister Abraham Millauer war auch in Tirol aktiv
(Exkursion im April 2017)
„Auf den Spuren des Abraham Millauer – zu den Kirchen von Schleching, St. Johann in Tirol, Reith bei Kitzbühel und Ebbs“ – so hieß das Programm eines Tagesausflugs am 22. April 2017, zu dem der Heimat- und Geschichtsverein Achental e. V. eingeladen hatte. Dank der Vereinsmitglieder Hartmut Rihl aus Schleching, der äußerst kenntnisreich durch vier Kirchen führte, und Gerhard Waschin aus Grassau, der im Bus den Mitreisenden mit kundigen und humorvollen Informationen Land und Leute nahebrachte, entspann sich ein abwechslungsreicher Tag.
In den Jahrzehnten nach dem 30-jährigen Krieg im 17. und nach dem Spanischen Erbfolgekrieg Anfang des 18. Jahrhunderts hatte die Bevölkerung besonders schwer gelitten. Langsam erholten sich dann die Menschen wieder, man sah besseren Zeiten entgegen. Es setzte eine rege Bautätigkeit ein. Im Chiemgau, im Inntal und in Tirol entstanden viele prachtvolle Kirchen. Ein Meister dieser Baukunst war Abraham Millauer (1683-1758) aus dem heutigen Landkreis Miesbach.
Bei der Pfarrkirche in Schleching begann bei bestem Frühlingswetter mit 55 Teilnehmern die abwechslungsreiche Tour durch das obere Achental, das Leukental und zurück über Kufstein und Ebbs. Hartmut Riehl charakterisierte die Millauer-Kirchen anhand einiger deutlicher Architekturmerkmale: Sie zeigen sich im immer klaren, einschiffigen Wandpfeilerbau, der durch großformatige Fenster einen hellen Innenraum ergibt. Abwechslungsreiche künstlerische Details verbergen sich in der variierenden Ausgestaltung des scheinbar schlichten Architekturkonzepts: In Millauers Frühwerk ist das Spätbarock vertreten, während die späteren Bauten markante Beispiele für das Rokoko sind. Die besuchten Kirchenbauten spannen einen Bogen vom Frühwerk (St. Johann 1723-28, Reith 1729-31) über die mittleren Jahre (Schleching 1737) bis zum späten Werk (Ebbs1748-1756) – so war über drei Jahrzehnte die Entwicklung des Baumeisters an seinen Werken deutlich abzulesen.
Der Vereinsvorsitzende Dr. Hans Grabmüller zeigte sich sehr erfreut über das große Interesse an der Tagesfahrt. Solche Ausflüge zu Beispielen der abwechslungsreichen Regionalgeschichte sollten wiederholt werden.
Uta Grabmüller